Fachtag "Soziale Medien und Arbeit mit Kindern"

Der Fachbereich Kinder und Jugend im Zentrum Bildung der EKHN bot am Mittwoch, den 11. Mai 2016 einen Fachtag zum Thema „Soziale Medien und Arbeit mit Kindern“ an. Der Fachtag begann mit einer Andacht zu dem Thema Medien früher und heute. Das Referat zu dem Thema Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen wurde von Herrn Albert Treber, dem Leiter der Medienpädagogik des Instituts für Medien und Pädagogik e.V. in Rheinland-Pfalz gehalten. Die Teilnehmer_innen des Fachtages kamen aus verschiedenen Einrichtungen und Organisationen der Arbeit mit, von und für Kinder(n) und Jugendliche(n). Die Teilnehmenden hatten unterschiedliche Erfahrung, zum Teil gehörte die gestaltende Arbeit mit Medien seit langem zu einer festen Größe in ihrer nonformalen Bildung. Zum Teil hatten die Teilnehmenden bisher wenig Erfahrung in der Nutzung der Medien in der pädagogischen Arbeit. Albert Treber stellte den Teilnehmer_innen die Studie des Deutschen Institutes für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) vor. Alle Teilnehmenden konnten sich nun einschätzen, ob sie eher zu den „Digital Outsiders“, den „Digital Immigrants“ oder den „Digital Natives“ gehören. Die aktuelle Studie (DIVSI) stellt den „Digitalen Wandel“ da, der mit vehementer Geschwindigkeit über unsere Gesellschaft gekommen ist. Er erstreckt sich mittlerweile auf sämtliche Lebensbereiche. Diese Entwicklung bringt zwangsläufig einen massiven Anstieg der Menge an digitalen Daten mit sich, von denen große Teile personenbezogen sind. Nutzer_innen geben ihre Daten hin, um digitale Angebote verwenden zu können. Parallel dazu haben sich prosperierende Märkte entwickelt, bei denen diese Daten der neue Rohstoff sind. Mit den Daten werden gute Geschäfte gemacht. Dies gilt es, in der handlungsorientierten Medienpädagogik mit Kindern und Jugendlichen zu besprechen und zu bearbeiten. Mit einer weiteren Studie „We are social“ zeigte der Referent das unterschiedliche digitale, soziale und mobile Nutzungsverhalten. 2016 waren bereits 38,6 % aller Deutschen in der Lage mobil am Internet und an sozialen Medien teilzuhaben. Die Analyse basiert auf relativen Zahlen, die Anzahl der jungen Nutzer_innen wird ins Verhältnis zur gesamten Nutzer_innen-Zahl gesetzt. Die absoluten Zahlen hingegen bestätigen, dass immer noch viele junge Menschen Facebook nutzen. In den vereinigten Staaten sind das 59 Millionen Menschen zwischen 13 und 29 Jahren, das entspricht 80 % der gesamten Bevölkerung dieser Altersgruppe. Die soziale Plattform, die doch in Deutschland von Kindern und Jugendlichen am meisten genutzt wird ist WhatsApp, sie liegt mit 39 % vor Facebook  mit 38 %. In der KIM-Studie (Kinder und Medien) von 2014 zeigt sich, dass die Verbreitung von Tablet-Pc‘s in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen ist aufgrund der intuitiv bedienbaren Oberfläche. Insgesamt 63 % der 6 – 13 Jährigen nutzten das Internet, dieser Anteil hat sich seit der letzten Erhebung der KIM-Studie 2012 nur marginal erhöht. Angestiegen ist jedoch die Häufigkeit der Nutzung: zählen Kinder zu den Nutzer_innen des Internets, dann surfen 40 % jeden oder fast jeden Tag im Netz. „Das Aufwachsen in der digitalen Welt“, so Herr Treber bedeutet auch die Verschiebung der Definition von Privatheit und Öffentlichkeit, die soziale Zugehörigkeit – der Verlust der Datensouveränität sowie Beteiligungsmöglichkeiten und Verwirrung. Er ermunterte die Teilnehmenden zur handlungsorientierten Medienpädagogik, um Lernprozesse zu initiieren durch gestaltende Arbeit mit Medien. Die gestaltende Arbeit mit Medien ist seit langem eine feste Größe in der nonformalen Bildung. Das Feld der handlungsorientierten Medienpädagogik ist mit einer sich in den Medien bereits selbstverständlichen bewegenden Klientel noch viel spannender geworden. Unvermindert faszinierend und pädagogisch von hohem Wirkungspotential sind:

  • die kreativen Möglichkeiten der gestaltenden Arbeit mit Medien,
  • die gruppenorientierten Produktions- und Arbeitsprozesse,
  • die Auseinandersetzung mit Inhalten, die durch die Arbeit mit Medien angeregt wird (Werteorientierung),
  • die Chance auf Ausdruck und auf Wahrgenommenwerden,
  • die Möglichkeit der gesellschaftlichen und politischen Teilhabe 
  • und nicht zuletzt, die bei medienpädagogischen Projekten immer zumindest implizit einbegriffene Reflektion über Medien.

Er animierte mit vielen Beispielen die Teilnehmer_innen dazu, Beteiligungsprojekte, Communityprojekte sowie Digital Storytelling mit Kindern zu bearbeiten. Dazu ist es nötig, dass Kenntnisse vermittelt werden über Technik und Gestaltung. Aber das ist nicht hinreichend, um aus einem Projekt mit Kindern/Jugendlichen und Medien ein medienpädagogisches Projekt zu machen. Für medienpädagogische Projekte ist es konstitutiv, über Themen, Inhalte und Darstellungsformen zu reflektieren. Medienpädagogik hat immer auch Werte und Einstellungen als Gegenstand der pädagogischen Prozesse und der Diskurse in der Gruppe.

Medienpädagogik/Medienbildung bedarf – vielleicht mehr als andere pädagogische Kompetenzbereiche – eines vertieften Fachwissens und einer soliden technischen Basis. Strukturen, die das Eine wie das Andere stützen werden viel zu selten systematisch auf- und ausgebaut.

Dem Mangel an Strukturen und Ressourcen kann punktuell und kurzzeitig mit niederschwelligen und einfachen Projekten begegnet werden. Aber das ist keine adäquate Antwort auf die erzieherische Herausforderung durch den zunehmend medial geprägten Alltag.

Die Fortbildung war geprägt durch einführende Impulse, Vorträge, Plenumsgespräche und Praxisbeispiele. Unterstützt wurde die inhaltliche Auseinandersetzung durch Tagungsunterlagen und Materialempfehlung. Beendet wurde die Tagung durch einen Segen von Simone Reinisch, die die Veranstaltung leitete.