Die AGJ-Fachtagung am 18. und 19.11.24 in Berlin markiert den Auftakt des fachpolitischen Austauschs über den 17. Kinder- und Jugendbericht (KJB).
Mitglieder der Sachverständigenkommission haben erstmals die zentralen Ergebnisse des Berichts vorgestellt und diese gemeinsam mit den Teilnehmer*innen diskutieren. Neu ist die Begleitung dieser Fachtagung durch ein Jugendaudit, in dem junge Menschen die Ergebnisse des 17. KJB aus ihrer Sicht bewerteten und interpretierten. Ein erster Schritt in Richtung eines partizipativen Ansatzes zur strukturellen Beteiligung von Jugendlichen. Die Nichtbeteiligung von Kindern wurde kritisch im Plenum diskutiert.
Nach einem Grußwort und Statement von Bundesjugendministerin Lisa Paus und einer Auftaktdiskussion, wurden die Ergebnisse der Studie in unterschiedlichen fachlichen Schwerpunkten in drei Foren vorgestellt und diskutiert: Gesellschaftlicher Wandel und soziale Ungleichheiten I und II, sowie Adressat*innen und Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe.
Jungsein in Zeiten kriegerischer Bedrohungslagen
Prof. Dr. Peter Cloos (Stiftung Universität Hildesheim), Prof’in Dr. Sabine Andresen (Goethe-Universität Frankfurt am Main), Kommentierung: Aische Westermann (Kölner Flüchtlingsrat)
Die Sichtbarkeit von Kriegen ist eine Herausforderung, da Kinder und Jugendliche im Zusammenhang dieser Weltlage starke Gefühle von Angst, Unsicherheit und Ablehnung entwickeln. Ein sensibler Umgang mit der Thematik, besonders die kritische Reflexion in Schulen oder anderen institutionellen Einrichtungen sei dazu notwendig. Aische Wetsermann präsentiert dazu die WE CAN SPEAK Projektreihe, die von Speaker*innen mit eigener Fluchterfahrung gemeinsam mit den Bildungsreferent*innen vom Kölner Flüchtlingsrat e.V. umgesetzt werden. Dabei arbeiten diese in Workshops mit Kindern und Jugendlichen zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten und teilen dabei Ihre wertvolle Perspektive und ihr Wissen über Krieg und Flucht.
https://www.jugend-kfr.de/we-can-speak#we-can-speak
Jungsein in einer alternden Gesellschaft
Lorenz Bahr (Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration), Prof. Dr. Peter Cloos (Stiftung Universität Hildesheim), Kommentierung: Shari Kohlmeyer (Deutscher Bundesjugendring)
Generationsübergreifendes Arbeiten kann eine Gesellschaft stärken. Dem entgegen stehen Adultismus und Verteilungsgerechtigkeit zwischen den Generationen. Die Studienergebnisse zeigen, dass junge Menschen unter 26 Jahren durchaus bereit sind, sich für die älteren Generationen einzusetzen in Pflege- und Sorgearbeit. Dadurch müssen Strukturen gestaltet werden, die dies gesellschaftlich ermöglicht, wie der Ausbau von Kitas und Pflegeeinrichtungen.
Weiterhin wird gefordert Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern und partizipative Instrumente auch für Kinder in politische Prozesse zu implementieren, z.B. den Kindercheck als Pendant zum Jugendcheck.
Schnittstellen, Kooperationen, Planung
Prof. Dr. Jörg Fischer (Fachhochschule Erfurt), Dominik Ringler (Kompetenzzentrum für Kinder und Jugendbeteiligung Brandenburg), Kommentierung: Thomas Fink (Bundesarbeitsgemeinschaft [BAG] Landesjugendämter)
Kritisch diskutiert wird, dass Netzwerkarbeit keinen Qualitätsstandards unterliegt und keine Verankerung dieser in der Ausbildung von Fachkräften im Schulsystem abgebildet. Somit wird das System Schule als schwieriger Kooperationspartner aus Sicht der Kinder und Jugendhilfe wahrgenommen.
Katharina Adamek