Gewalt hat eine Geschichte

Präsentation am 8. November 2019 im Sankt Katharinen Gymnasium in Oppenheim

„Gewalt hat eine Geschichte“, so lautet das Motto eines bewährten Jugendprojekts zur Aufarbeitung und Prävention. Im feierlichen Rahmen stellten die Gruppen ihre Beiträge vor, musikalisch mitgestaltet vom Klarinetten-Oktett des Katharinenengymnasiums Oppenheim. Alle wurden begrüßt durch den gastgebenden Schulleiter, Herrn Oberstudiendirektor Dr. Hendrik Förster. Grußworte hielten der Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) Gernot Bach-Leucht, der Beigeordnete des Kreises Mainz-Bingen, Herr Steffen Wolf sowie Johanna Stein vom Organisationsteam der Veranstaltung.


In den vergangenen Jahren waren beeindruckende Beiträge zur Gedenkarbeit eingereicht worden, im Frühjahr wurde das Projekt zum sechsten Mal ausgeschrieben. Der Geschichtsverein Oppenheim, das Jugendhaus Oppenheim mit Leiter Jürgen Salewski, die Gedenkstätte KZ Osthofen, der Fachbereich Kinder und Jugend im Zentrum Bildung, der Kreis Main-Bingen und das Ev. Dekanat Ingelheim-Oppenheim wirken dabei zusammen. Enormes ehrenamtliches Engagement liegt in den Händen von Johanna Stein und Klaus Hagemann. Geschichte immer wieder in Erinnerung zu rufen, daraus zu lernen und dies an die nächste Generation weiterzutragen, ist ihnen sehr wichtig.
Die neun präsentierten Arbeiten spannten den Bogen von der Vergangenheit zu unserer Zeit.
Einen Austausch mit Polen erlebte der elfte Jahrgang des Gymnasiums zu Sankt Katharinen Oppenheim, Niklas Schweitzer las einen Bericht zu „Erinnerungen an die Exkursion an Auschwitz im September 2019“ vor. Er verwies auf den Anschlag von Halle sowie auf Jugendliche, die nach dem Besuch eines Konzentrationslagers rechtsradikale Lieder gesungen haben und begründete sein Unverständnis.


Über „Marinus van der Lubbe“ berichtete die Klasse 10a, der Carl Zuckmayer Realschule in Nierstein. Er war ein politisch links orientierter niederländischer Arbeiter, der am 27. Februar 1933 im brennenden Reichstagsgebäude in Berlin festgenommen und ab März Hauptangeklagter beim Reichstagsbrandprozess war, wo er ein in der Forschung umstrittenes Geständnis ablegte, er allein sei der Brandstifter gewesen. Sie arbeiteten aufgrund von Zeitungsartikeln von 1933 heraus, dass es falsche Nachrichten (Fake News) gab.
„Wie wirkt Gewalt auf das Individuum“ – eine Untersuchung am Beispiel des Unteroffiziers der Wehrmacht Heinz Woehrle wurde vorgestellt von Belen Rosa Koch von der Klasse 7f des Gymnasiums zu Sankt Katharinen Oppenheim. Heinz Woehrle war ihr Urgroßvater, dessen Tagebuch noch im Besitz der Familie ist, dies hat sie gelesen. Vor fast genau 76 Jahren hat er seinen letzten Eintrag getätigt, nur sein Glaube und seine Erinnerungen an die Familie sowie seine Hoffnung ließen den 19jährigen bis vor 76 Jahren am Leben.
„Stolpersteine aus der Geschichte und aus der heutigen Zeit“ war das Thema der Klasse 10a des Gesellschaftskundekurses der Integrieren Gesamtschule (IGS) an den Rheinauen in Oppenheim. Mit dem Lied von Trettmann „Stolpersteine“ erarbeiteten sie einen Filmbeitrag zu den Stolpersteinen und dem Friedensbaum in Oppenheim, der direkt an ihrer Schule steht und schon zerstört wurde.


Daran schloss sich die Klasse 9c, der Carl Zuckmayer Realschule plus aus Nierstein an, die zum Thema Stolpersteine einen Rap vortrugen: „Stol-Stolpersteine, machen einen Knoten in die Beine und den Hals“.


Über „Sport und Gewalt“ hielt der Sportkurs der IGS an den Rheinauen Oppenheim einen Vortrag über Rassismus und sexuelle Gewalt im Sport.
„Gegen Gleichgültigkeit“ beschäftigte sich der Ethikunterricht der Lerngruppe 9 der Carl Zuckmayer Realschule plus in Nierstein. Sie zogen Parallelen zu dem Anschlag in Halle, sie arbeiteten mit einem Stop-Motion-Film.


Mit dem Videoprojekt zum Thema Mobbing und Gewalt beschäftigte sich die Klasse 8 der Landskronschule Oppenheim.
„Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft“, so hieß der Beitrag des Leistungskurses Geschichte, der zwölften Klasse des Gymnasiums zu Sankt Katharinen in Oppenheim. Ihr Filmbeitrag beschäftigte sich mit Diskriminierung und Antisemitismus in Deutschland, außerdem entwickelten sie ein Quiz für alle.
Im Anschluss an die Präsentationen gab es vom Schirmherren des Projektes, Herrn Klaus Hagemann eine Preisverleihung.


Dass jeder etwas tun kann, war die Botschaft beim Blick auf alle Schüler*innen.
„Wir alle hier sind nicht schuldig“, war eine klare Botschaft. Doch jede*r sei aufgerufen, die Erinnerung wach zu halten und anderen zu erklären, wie schlimm Gewalt ist.

Simone Reinisch, November 2019