Jugend 2019 - eine Generation meldet sich zu Wort

18. SHELL JUGENDSTUDIE - ein paar ausgewählte Ergebnisse

Am 15. Oktober 2019 wurde die aktuelle Shell Jugendstudie in Berlin vorgestellt. Die meisten Ergebnisse sind nicht überraschend, sondern verstärken Trends, die sich in den vorangegangenen Studien bereits abgezeichnet haben. Der überwiegende Teil der 12 bis 25 Jährigen Jugendlichen, die persönlich nach standardisierten Fragenbögen befragt wurden (2572), stellt hohe Ansprüche an die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, will die Gesellschaft aktiv mitgestalten und ist Zuwanderern gegenüber offen eingestellt.

Betrachtet man jedoch die Ergebnisse genauer, zeigt sich, dass die Zufriedenheit und die Einstellungen stark differenzieren nach sozialer Herkunft und Bildungsstatus, besonders im Bereich  politischen Engagements. Die Hälfte der zukünftigen Abiturient*innen bezeichnet sich als politisch interessiert, bei den Hauptschüler*innen ist es lediglich ein Viertel.

Ähnliches gilt für die Zustimmung zu rechtspopulistisch oder verschwörungstheoretisch geprägten Aussagen. Hier gilt, je höher die Bildungsposition je geringer die Populismusaffinität. Viele fühlen sich nicht hinreichend einbezogen oder gefragt. Die Forscher bilden fünf „Populismuskategorien“: die Kosmopoliten (12%), die populistische Einstellungen ablehnen, die Weltoffenen (27%), die mehrheitlich begrüßen, dass Deutschland viele Flüchtlinge aufgenommen hat; die Nicht-eindeutig-Positionierten (28%), die zwar offen gegenüber Flüchtlingen eingestellt sind, jedoch misstrauisch gegenüber der Regierung sind; die Populismus-Geneigten (24%), von denen zwar jede/r Dritte es gut findet, dass Deutschland Flüchtlinge aufgenommen hat, die jedoch den Aussagen zustimmen „In Deutschland darf man nichts Schlechtes über Ausländer sagen, ohne gleich als Rassist beschimpft zu werden“,  „Der Staat kümmert sich mehr um die Flüchtlinge als um hilfsbedürftige Deutsche“ oder auch „Die Regierung verschweigt der Bevölkerung die Wahrheit.“  Die fünfte Gruppe der Nationalpopulisten (9%), ausnahmslos stimmt allen populistisch aufgeladenen Statements, die vorgelegt wurden, zu.

Toleranz gegenüber Anderen (ob Flüchtlingen, Menschen mit Migrationshintergrund oder Homosexuellen) bleibt, so die Forscher, Markenzeichen dieser Generation. Auch hier sei wieder auf die Differenzierung nach Bildungsstatus hingewiesen.

Insgesamt gibt es eine hohe Demokratiezufriedenheit, die im Osten deutlich angestiegen ist. 77% sind mit der Demokratie, so wie sie in Deutschland besteht zufrieden. Dies gilt allerdings nicht für die Arbeit der Volksvertreter*innen. So glauben 71% nicht, dass sich die „Politiker*innen darum kümmern, was Leute wie ich denken“.

Als aktuelles Hauptproblem benennen fast drei von vier Jugendlichen die Umweltverschmutzung, die Angst vor Terroranschlägen ist auf die zweite Stelle gerutscht mit 66%.

Bewusste Lebensführung, Gesundheitsbewusstsein und eigener Gestaltungsanspruch haben einen hohen Stellenwert. Hier zeigen sich die deutlichsten Veränderungen. Dies sind vermutlich die Triebfedern für ein gestiegenes eigenes Engagement der Jugendlichen (34%).

Hingewiesen sei noch auf den hohen Stellenwert von Familie und sozialen Beziehungen als die wichtigsten Wertorientierungen noch vor „Eigenverantwortung“ (89%) und „Unabhängigkeit“ (83%),

ein erstaunliches Ergebnis, gilt doch gerade diese Altersphase als Phase der Ablösung und Herausbildung von Unabhängigkeit vom Elternhaus.

Erheblich an Bedeutung verloren hat sowohl bei den evangelischen als auch den katholische Jugendlichen der Glaube in den letzten knapp 20 Jahren der Studie. Nur für 39% der katholischen und 24% der evangelischen Jugendlichen ist der Glaube wichtig, nach wie vor anders als bei den muslimischen Jugendlichen (73%). Dies gilt auch für die konkrete Religionsausübung. 18% der katholischen, 13% der evangelischen und 60% der muslimischen Jugendlichen beten einmal die Woche. Trotz alle dem wird die Institution Kirche von einem Drittel aller Jugendlichen positiv gesehen, von den katholischen 75%, den evangelischen 79% und 45% der konfessionslosen finden es gut, dass es die Kirche gibt.

Über die Studie https://www.shell.de/ueber-uns/shell-jugendstudie.html

Eine ausführliche Zusammenfassung der Ergebnisse kann unter https://www.shell.de/ueberuns/shelljugendstudie/_jcr_content/par/toptasks.stream/1570708341213/4a002dff58a7a9540cb9e83ee0a37a0ed8a0fd55/shell-youth-study-summary-2019-de.pdf

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Ulla Taplik / Oktober 2019