"Jugendarbeit in ländlichen Räumen"

Im Rahmen eines Fachtages am 16. September 2020 in der Freizeit- und Bildungsstätte in Holzhausen wurden die spezifischen Themen und Inhalte der Kinder- und Jugendarbeit in ländlichen Räumen in den Blick genommen. Es kamen 18 Hauptberufliche, Hauptamtliche und Interessierte aus vielen Arbeitsfeldern der Jugendarbeit zusammen. Landesjugendreferentin Simone Reinisch begrüßte alle Anwesenden, insbesondere die Referent*innen. Robert Mehr, Landesjugendreferent, begrüßte die Anwesenden mit einem Impuls zu: "Auf der Suche nach einer christlichen Identität in einer pluralistischen und sekulären Gesellschaft". Florian Burk, Dekanatsjugendreferent der Evangelischen Jugend Biedenkopf-Gladenbach, stellte die Freizeitstätte und ihre Möglichkeiten vor.

Dr. Karsten Schulz, aej-Referent für evangelische Jugend in ländlichen Räumen (ejl) hielt den Vortrag und lud zur Diskussion ein. Die Evangelische Jugend in ländlichen Räumen (ejl) ist Fachorganisation für ländliche, agrarpolitische und ökologische Themen der evangelischen Jugendarbeit.
Er konstatierte, dass die ejl Fachkräfte in Fragen ländlicher Jugendarbeit, ökologischer Bildung und agrarsozialen Themen vernetzt. Sie versteht sich als bundesweite Interessenvertretung junger Menschen in ländlichen Regionen und wirkt innerhalb der Gremien an fachlichen und politischen Meinungsbildungsprozessen mit. Angebote der ejl stehen auf Grundlage des Evangeliums Jesu Christi allen jungen Menschen auf dem Land und allen Fachkräften der Jugendarbeit offen. Dr. Karsten Schulz warb für Förderung und Gelder für Jugendarbeit in ländlichen Räumen. Der Referent stellte den Landatlas des Thünen-Instituts sowie die Initiative Marmelade für Alle von Brot für die Welt vor. Er gab Informationen zu den Fördermitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Jedes Jahr ist die aej im fachpolitischen Austausch auf der Grünen Woche. Er berichtete über mehrere Angebote, zum Beispiel Pilgern. Aber auch die „Schnippel-Disco“ fand bei vielen Jugendlichen großen Anklang, hierfür wurden Gemüse gesammelt und daraus eine große Suppe für alle gekocht. Dazu gehören auch Aktionstage zum Lebensmittel retten.

 

Am Nachmittag wurden zwei Praxisbeispiele vorgestellt, das erste stellte Marco Herrlich, Dekanatsjugendreferent der Evangelischen Jugend im Westerwald, vor. Die Jugendkirche „Way to J“, aufgebaut von Werner Schleifenbaum, basiert auf der Idee einer Beziehungskirche. Jugendliche kommen freundschaftlich und vertrauensvoll zusammen. Der Raum, in dem Jugendliche, primär zwischen 13 und 20 Jahren, ihre Freizeit verbringen können, ist gemeindeunabhängig. Jeden Donnerstag treffen sie sich, essen gemeinsam, spielen, reden und musizieren. Die Jugendlichen selbst bereiten eine Andacht vor. Auch ein Thema, was durch einen Impuls eingebracht und mit allen diskutiert wird, gehört zu den Treffen dazu. Zweimal jährlich werden Jugendgottesdienste gefeiert an speziellen Orten wie im Kino oder im Fitnessstudio. In diesem Jahr fand der Jugendgottesdienst unter Corona-Bedingungen im Steinbruch statt.

Das zweite Praxisbeispiel über die Gestaltung von politischen Räumen auf dem Land stellten Christina Eifert und Sophie Schramm vor. Sie luden zu einem Diskurs über politische Räume auf dem Land, Themenlandschaften vor Ort, klimapolitische Ziele und Extremismus auf dem Land ein. Die Teilnehmenden bearbeiteten diesen in vier Stationen. Anschließend stellten sie das Projekt Klimakonferenz vor, diese fand zweimal statt: 2015 und 2019.

Sie diskutierten mit unterschiedlichen Generationen und Religionen über Lebens- und Ernährungsstile, tauschen sich aus, sammelten Ideen und führten Dialoge unteranderem auch mit Gästen aus aller Welt. Sie forschten dabei nach Lösungsvorschlägen, erlangten ein gegenseitiges Verständnis und sind weiterhin gemeinsam aktiv. Die zweite Konferenz 2019 fand mit 150 Teilnehmenden im Pfarrhof Hopfmannsfeld statt.

Die Veranstaltung endete mit einem Austausch der Teilnehmenden, sie wünschen sich in Zukunft weitere Fachgespräche und Fachtage zum Thema Jugendarbeit in ländlichen Räumen. Ein regelmäßiges Netzwerktreffen wäre aus ihrer Sicht erstrebenswert. Sie wünschen sich im nächsten Jahr einen theoretischen Diskurs, der in die Tiefe geht und neueste Forschungsergebnisse mit aufnimmt, einen intensiven Austausch miteinander mit der Frage, was typische Stadtthemen sind sowie konzeptionelle Ansätze. Der Fachtag endete mit einem Segen.

 

Simone Reinisch, 17.09.2020