Rückblick auf den Fachtag zu Rechtspopulismus und Jugendarbeit am 19.09.18

Das stetig präsenter werdende Thema Rechtspopulismus versammelte 16 Teilnehmer*innen zu einem vertiefenden Fachtag im Zentrum Bildung der EKHN. Ziel war es, einen Austausch über den Umgang mit rechten Parolen zu erreichen und die aktuelle Situation rechter Tendenzen in der Gesellschaft sowie die Verschiebung des öffentlichen Diskurses und kirchliche Positionierungen zu thematisieren.

Zunächst wurden im Rahmen einer Vorstellungsrunde Begegnungen der Teilnehmer*innen mit menschenverachtenden und rechten Erfahrungen gesammelt und in Stichpunkten auf Flipchart notiert. Es konnte festgestellt werden, dass Kolleg*innen in der Jugendarbeit immer wieder mit Alltagsrassismus konfrontiert sind.

Anschließend wurden provokante Parolen wie „Für Flüchtlinge ist Geld da, aber niemand kümmert sich um die Obdachlosen.“ hinterfragt. Die Teilnehmer*innen stellten sich auf vorgefertigte Bereiche mit „stimme voll zu“, „stimme teilweise zu“ und „stimme nicht zu“ und wurden per Kurzinterview zu ihrer Entscheidung befragt. Daraufhin erfolgte eine Reflexion der Ergebnisse.

Matthias Blöser, Projektreferent „Demokratie stärken“ im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN gab im Anschluss einen Überblick über seine Arbeit und hielt einen Vortrag zum Thema „Demokratie und Menschenwürde unter Druck: Was tun Kirche und Christ*innen?“.
Darin wurden zunächst Definitionen und gebräuchliche Verwendungen der Begriffe „Rechtspopulismus“ und „Neue Rechte“ vorgestellt und hinterfragt. Die sehr professionelle Arbeit von rechten Vereinigungen in Sozialen Medien wurde an Beispielen aufgezeigt. Dabei fiel auf, dass „die Rechten“ sehr auf emotionale Themen setzen und geschickt Überfremdungsängste schüren. Auch die Tendenz – speziell der AfD – sich als Opfer darzustellen, wurde thematisiert.
Weiter wurde der Umgang von Christ*innen mit rechten Gruppierungen behandelt. Rechtsgerichtete Politiker*innen versuchen vermehrt das Christsein völkisch umzudeuten und für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Hier ist es wichtig, als Kirche Flagge zu zeigen und sich die Deutungshoheit über die Bibel und christliche Werte nicht wegnehmen zu lassen. Als Grundlage für die Gemeindearbeit vor Ort wurde im Vortrag als Empfehlung „Nächstenliebe leben – Klarheit zeigen“ propagiert. Demokratische Debatten sollen gefördert werden, gleichzeitig aber auch klare Grenzen bei menschenverachtenden und antidemokratischen Diskursen gesetzt werden.

Im anschließenden Austausch über den Vortrag wurde festgestellt, dass die AfD und generell rechte Gruppen eine sehr professionelle Medienarbeit machen und sich rasant – zu sehen an dem Aufmarsch in Chemnitz – vernetzen. Die einhellige Meinung der Teilnehmenden war, dass Social Media von Kirche zu wenig genutzt wird.

Evangelische Jugend  für Demokratie und Menschenwürde: Versöhnlich im Ton, klar in der Sache!

Anhand eines Planspiels näherte sich die Gruppe weiter dem Thema. Das Szenario war eine fiktive Vollversammlung eines evangelischen Jugendgremiums. Zur Vorstandswahl hatte sich eine Kandidatin gestellt, die in der Jungen Alternative (Jugendorganisation der AfD) aktiv ist. Nun wurde eine Personaldebatte zu der Kandidatin simuliert und die Diskussion mit vorher angefertigten Kärtchen mit zu vertretenden Meinungen, die die Teilnehmer*innen zufällig zogen, eingeleitet.

Im Zuge des Planspiels stellte sich heraus, dass sich die Debatte im Zeitverlauf zunehmend auf Formales konzentrierte, was im Ergebnis harmonisierend auf die Gruppe wirkte. Es wurde festgestellt, dass dies authentisch zu der Realität in Gremien ist und einen konfliktvermeidenden Touch aufweist.

Zum Abschluss des Fachtages stellte Matthias Blöser Argumentationsstrategien gegen Alltagsrassismus vor, um menschenverachtenden , rechten und demokratiefeindlichen Thesen wirkungsvoll entgegentreten zu können.