BETZAVTA – Gruppendynamik, Reflexion, Gefühl ...

Ein erlebnisorientierter Ansatz zur Demokratie-, Toleranz- und Menschenrechtsbildung ist uns in der Ankündigung versprochen worden – und genau so war es bei diesem Betzavta-Basismodul zum Thema „Diversität und Gleichheit“. Die Methodik des Adam Institutes bietet starke erlebnisorientierte Übungen, bzw. Gruppenspiele. Mit deren Hilfe und geradezu zurückhaltender aber punktgenauer Moderation haben uns Sabine Sommer und Dakhaz Hussein von Diversity Works ein Feuerwerk der Gruppendynamik entfachen und intensiv reflektieren lassen.
So läuft das ab: Nachdem zunächst viel Raum ist, dass alle Teilnehmenden in respektvollem Miteinander etwas von sich erzählen und zeigen können, werden spielerisch Konfliktsituationen und Dilemmata befördert. Schnell merken wir, dass unser „echtes Leben“ mit ins Spiel kommt. Wir agieren, wie wir es auch im „Ernstfall“ tun, und machen dabei erstaunliche Entdeckungen über uns selbst ebenso wie über gesellschaftlichen Prozesse. Und immer wieder spüren wir, dass mehr im Raum ist. Neben der Gesamtgruppe der Teilnehmenden, den unterschiedlichen Individuen und sich immer wieder neu bildenden Subgruppen erleben wir uns als Repräsentant*innen gesellschaftlicher Gruppen, deren Konflikte bewusst oder unbewusst von uns mit eingetragen werden. Wir können sie nicht lösen, doch der Erkenntnisgewinn bis in tiefe Schichten des Fühlens hinein bietet gute Chancen, dass wir auch im realen Leben ein wenig mehr sehen, fühlen und (einander) verstehen. So kann es gelingen, sich Power Relations (Kräfteverhältnisse) bewusst zu machen, Diversität und Respekt zu fördern und ein gleichberechtigtes und hierarchieärmeres Miteinander im eigenen Umfeld zu befördern. Ich wünschte mir, es würden viel mehr Menschen sich in solchen Seminaren für das Zusammenleben schulen („betzavta“ steht für gemeinsam), und kann diesen Ansatz auch für die Bildungsarbeit nur wärmstens empfehlen.

Sven Engel