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PISA-Sonderauswertung zum Thema globale Kompetenz

Die (geschlechtsspezifische) globale Kompetenz 15-jähriger Jugendlicher – PISA-Sonderauswertung

Die Möglichkeit, globale Kompetenz zu erwerben und die Fähigkeiten und Einstellungen der 15-jährigen Jugendlichen zu globalen und interkulturellen Themen sind geschlechtsspezifisch.

Die PISA-Sonderauswertung „Are Students Ready to Thrive in an Interconnected World?“ geht aus den Daten der PISA-Erhebung 2018 hervor. An dem Test nahmen Schüler*innen aus 27 Ländern teil. Sowohl ihr Wissen zu Themen von lokaler und globaler Bedeutung (öffentliche Gesundheit, ökonomische und ökologische Fragen) als auch ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und Einstellungen zu interkulturellen Themen wurden hierbei thematisiert. Über den Test hinaus gab es einen Fragebogen, der von Schüler*innen, Lehrkräften, Eltern und Schulleitungen aus 66 Ländern und Volkswirtschaften beantwortet wurde. Unter anderem wurde er in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz beantwortet. Der Fragebogen beleuchtete die globale Kompetenz.

Im Schnitt der OECD-Länder gaben männliche Jugendliche häufiger an, Aktivitäten zu besuchen, bei denen sie ihre Meinung äußern (sollen) und diskutieren. Weibliche Jugendliche hingegen gaben häufiger an, an Aktivitäten teilzunehmen, die Verständnis und Kommunikation in interkulturellen Situationen thematisieren.             
Männliche Jugendliche informieren sich der Auswertung nach eher über die neuesten Nachrichten als weibliche Jugendliche. Zudem ist die Vernetzung der Wirtschaft verschiedener Länder ein Thema, das häufiger von männlichen Jugendlichen behandelt wird. Die Auswertung hat ergeben, dass Lehrkräfte häufiger männliche Jugendliche dazu auffordern, ihre persönliche Meinung zu internationalen Nachrichten in den Unterricht einzubringen. Weiterhin nehmen sie häufiger an Klassendiskussionen über Weltereignisse teil und analysieren globale Themen mit ihren Klassenkameraden.     
Weibliche Jugendliche hingegen lernen eher, Konflikte mit Mitschüler*innen zu lösen, Unterschiede zwischen verschiedenen Kulturen wahrzunehmen und wie unterschiedliche Sichtweisen von Menschen unterschiedlicher Kulturen bei manchen Themen entstehen.

Die Autor*innen der Auswertung erklären die geschlechtsspezifischen Unterschiede mit persönlichen Interessen und unterschiedlicher Selbstwirksamkeit (Vertrauen in sich selbst, schwierige Situationen aus eigener Kraft bewältigen zu können) der Jugendlichen. Sie führen jedoch an, dass die Ergebnisse auch wiedergeben könnten, wie weibliche und männliche Jugendliche in Familie und Schule sozialisiert werden.

Anzumerken ist, dass die Rolle der Lehrkräfte entscheidend ist, damit interkulturelles Verständnis gefördert wird und interkulturelle Themen in den Unterrichtspraktiken und –inhalten vorkommen.      
Die meisten Lehrkräfte gaben an, sich zuzutrauen, in einem multikulturellen Umfeld zu unterrichten. Hierbei besteht die Schwierigkeit, dass Möglichkeiten zur beruflichen Weiterbildung in diesem Bereich fehlen.
In Deutschland gingen der Auswertung nach 40 Prozent der Schüler*innen auf Schulen, deren Lehrkräfte angaben, sie hätten Weiterbildungsbedarf im Bereich Kommunikation mit Menschen aus anderen Ländern oder Kulturen. Der OECD-Schnitt liegt diesbezüglich bei 46 Prozent. 31 Prozent der Schüler*innen aus Deutschland gingen auf eine Schule, deren Lehrkräfte angaben, sie hätten Weiterbildungsbedarf für das Unterrichten der Themen Vielfalt und Chancengerechtigkeit.  
Wenige Lehrkräfte gaben an, Weiterbildung für das Unterrichten in einem multikulturellen und/oder mehrsprachigen Umfeld erhalten zu haben.        
Über 90 Prozent der Schüler*innen in Deutschland gingen auf Schulen, deren Lehrkräfte laut Schulleitung eine positive multikulturelle Einstellung haben.

Die Lehrkräfte und Schulleitungen nehmen eine Vorbildrolle bei Bekämpfung oder Verstetigung von Diskriminierung ein. Dies zeigt sich darin, dass Schüler*innen, die diskriminierendes Verhalten (beispielsweise gegenüber Zugewanderten und Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund) bei ihren Lehrkräften erlebt haben, ähnlich negative Einstellungen einnehmen wie ihre Lehrkräfte.

Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Lernaktivitäten in der Schule und positiveren Einstellungen gegenüber anderen Kulturen. Das Vermögen, eine oder mehrere Fremdsprachen zu sprechen, stand in positivem Zusammenhang mit dem Interesse für andere Kulturen, mit Respekt für Menschen aus anderen Kulturen, mit positiven Einstellungen gegenüber Zugewanderten sowie mit einer Sensibilität für globale Themen.

Im OECD-Schnitt lernen 50 Prozent der Schüler*innen zwei oder mehr Fremdsprachen in der Schule. 38 Prozent lernen eine Fremdsprache, 12 Prozent lernen keine Fremdsprache in der Schule.          
In Deutschland und Österreich lernen 98 Prozent eine oder mehr Fremdsprachen in der Schule. In der Schweiz liegt dieser Wert bei 94 Prozent.

http://www.oecd.org/berlin/presse/pisa-sonderauswertung-zeigt-geschlechtsspezifische-unterschiede-beiglobalen-und-multikulturellen-themen.htm [Abruf: 27.10.2020]